Modtag! Anarchy Arcade

Auch im Jahre 2015 ist der erste Montag jedes Monats wieder ein Modtag, an dem Stefan Köhler einen Abstecher in die Welt der Mods zu VGT besteuert. Es ist an der Zeit, nicht nur die Vergangenheit zu reflektieren, sondern auch in die Zukunft zu blicken. Schließlich haben Modifikationen schon immer neue Spielräume und dadurch auch neue Märkte erschlossen, wie etwa die Counter-Strike-Mod für Half-Life oder die Defense of the Ancients-Mod für Warcraft 3, die League of Legends den Weg bereitete. Und vielleicht passt bald auch eine weitere Mod in diese Aufzählung…

#02 – Anarchy Arcade (2010)

 

Wenn ich an meine prägenden Erfahrungen in virtuellen Räumen zurückdenke, sind diese in meiner Erinnerung meist untrennbar verbunden mit realen Orten. So begann meine Leidenschaft für Games im Wohnzimmer eines Freundes, über dessen Nintendo Entertainment System ich im wahrsten Sinne des Wortes meine ersten digitalen Gehversuche machte – als Pinguin, der in Konamis Antarctic Adventure über Eislöcher hüpfen und daraus springende Fische fangen musste…

In einem Urlaub in Italien durfte ich dann als kleiner Junge das am Ende des Aufenthalts übrig gebliebene, umgetauschte Münzgeld in einer Spielhalle verjubeln. Diese bot neben den üblichen blinkenden Glücksspielautomaten auch die Chance, endlich in einem großen Schalensitz hinter dem Lenkrad eines Formel- 1-Boliden Platz nehmen zu können, um aus dieser Cockpitsicht ein (damals) unglaublich realistisch aussehendes Rennspiel zu bestreiten – nachdem ich kurz zuvor in einem Ferrari-Museum noch einen Alarm ausgelöst hatte, als ich über eine Absperrung in einen der dort ausgestellten Wagen geklettert war…

Der erste PC, den ich mir selbst gekauft hatte, war schließlich der normalen Welt schon allein dadurch etwas entrückt, weil er (im Haus meiner Eltern) in einem Kellerraum stand, der zudem genügend Platz für die Rechner meiner Freunde und somit LAN-Partys bot. Den Luxus, ein solches ‚Spielzimmer‘ zu haben, hatte ich in meiner Studentenbude und späteren kleineren Wohnungen natürlich nicht mehr. Und obwohl ich Leute kenne, die sich mit dadurch überzeugen ließen, ein Haus zu kaufen, dass ihnen ein Zimmer darin als ein solcher Rückzugsort für ihr Hobby versprochen wurde, stelle ich mir inzwischen oft die Frage, ob es in der heutigen Zeit von mobilen Geräten und plattformübergreifenden Erlebniswelten überhaupt noch wichtig ist, WO man spielt?

Eine (wenn auch unkonventionelle) Antwort auf diese Frage stellt die Mod Anarchy Arcade dar, welche die Plattform Steam sowie mindestens ein Spiel, das auf der Source-Engine basiert (wie z. B. Half-Life 2), voraussetzt. Das oben genannte ‚Spielzimmer‘ verliert hier endgültig seine Bindung an einen realen Ort, da es in beliebigen dreidimensionalen Welten realisiert werden kann – sei es in einem virtuellen Haus oder einem Counter-Strike: Source-Level. Benutzer können in diesen Räumen Automaten aufstellen, über die sie auf ihre Lieblingsspiele zugreifen können, aber auch sämtliche anderen Inhalte wie Bilder und Videos von ihrem PC sowie aus dem Internet als Poster oder Bildschirme an Wänden und Decken platzieren. In einer nicht allzu fernen Zukunft könnte Anarchy Arcade auf diese Weise (auch durch die Unterstützung von Virtual Reality-Brillen wie der Oculus Rift) unseren Zugang zu digitalen Informationen revolutionieren. Bis wir uns auch im virtuellen Raum so heimisch fühlen könnten, dass wir vielleicht sogar unsere Freunde dorthin einladen, um das Gemeinschaftserlebnis von Wohnzimmerabenden vor Konsolen und LAN-Partys wiederzubeleben…

Genug geschrieben, Let’s Play:

Autor: