Ready to pac

572

Es gibt kaum ein Spiel, bei dem man den Joystick so fest greifen muss, bei dem man so hart in die jeweilige Richtung ziehen muss, wie beim originalen "Pac-Man". Mehr als die vier Richtungstasten braucht es nicht, aber die müssen dafür perfekt sitzen. Ein zu ausgeleierter Joystick oder ein zu lockerer Griff kann den Unterschied zwischen einem fehlerlos ausgespielten Level und dem ständigen Straucheln wegen der unbarmherzigen Geister ausmachen. Als Spielhallen Ende der 1990er Jahre unrentabel wurden und mit ihnen der Joystick nach und nach aus dem Gaming-Arsenal verschwunden ist, hat auch das professionelle, konzentrierte Spielen von "Pac-Man" massiv gelitten. Mit einem Joypad oder gar einem Touch-Display spielt sich "Pac-Man" im besten Falle ganz okay. Nie aber lässt sich das frenetische Geschehen in höheren Levels besser - oder überhaupt - meistern als mit einem streng und präzise eingestellten Spielhallen-Joystick.

571Artwork by "darkdreamr" (via Reddit)

Tight gripple

2007 wurde dennoch versucht, dieses eherne Pac-Gesetz zu lockern. Microsoft hat mit "Pac-Man"-Lizenzgeber Bandai-Namco eine neue, grelle, schnelle Version des Arcade-Klassikers auf die Xbox 360 gebracht. Bei der "Pac-Man World Championship" - halb Videospiel-Veranstaltung, halb PR-Event - hat man die dort erstmals vorgestellte "Pac-Man Championship Edition" naheliegenderweise mit Xbox-360-Controllern spielen müssen. Doch das ging verblüffend gut: Da die analogen Ministicks bei modernen Joypads ohnehin mit rutschsicheren Gummis überzogen sind, kann auch im Eifer des Highscore-Gefechts wenig schief gehen. Ein bisschen Einarbeitungszeit vorausgesetzt, ist so der linke Daumen trotz 30 Jahre lang etabliertem tight gripple, der festen Umfassung des Joysticks, der fast perfekte Ersatz - vorausgesetzt, man lässt sich auf diesen Paradigmenwechsel ein. Die drei bei der Weltmeisterschaft anwesenden "Pac-Man"-Spieler der alten Schule, die in den frühen 1980ern quasi Prä-Pro-Gamer waren - unter ihnen Billy "Perfect Game" Mitchell - verweigerten sich hingegen der neumodischen Daumensteuerung und griffen um. Die rechte Hand wurde mit der linken überkreuzt und man nahm sich mit den Fingerspitzen, wovon man einfach nicht lassen kann: das Spielen mit einem Joystick - und sei er auch nur genauso groß wie der linke Analog-Stick auf einem Xbox-360-Gamepad.

Battle Royale

Gut fünf Jahre später ist die "Championship Edition" (und ihre "Deluxe"-Erweiterung) immer noch die Referenz in Sachen "Pac-Man". Die Version ist weiterhin abwechslungsreich genug, um erfahrene Gamer und junge Spieler/innen gleichermaßen anzusprechen. Eine weitere Brücke zwischen der originalen "Pac-Man"-Erfahrung und zeitgenössischen Highscore-Jagden auf der Konsole ist die erst 2011 erschienene Multiplayer-Version "Pac-Man Battle Royale", die uns wieder zurück in die (leider fast nur noch in den USA und Japan vorhandenen) Spielhallen lockt. Hier spielt man im Idealfall zu viert, und die Geister sind dabei bloß Nebensache: Viel wichtiger ist es, dass die Pacer und Pacerinnen sich via aufputschender Power-Pillen gegenseitig ausschalten. Es ist ein Fressen und gefressen werden in einer amüsanten, harmlosen Variante, die die aktuelle Tagespolitik und die internationale Wirtschaftslage so wohl länger nicht bieten werden können.

Pac-Mania!

Heute, Samstag (17. November 2012), dreht sich im Wiener Museumsquartier beim zweiten Teil von "Zockotron" alles um "Pac-Man": Es gibt verschiedene Spielstationen aus unterschiedlichen Gaming-Epochen, Vorträge, Screenings, Kekse und natürlich auch ein Turnier. Los geht's ab 13 Uhr, das Hauptprogramm startet pünktlich um 19 Uhr. Eintritt frei!

570