Modtag! Chronoport
Zeit ist eine knappe Ressource. Das geht auch dem Verfasser dieser Kolumne so und wurde mir beim Schreiben des Artikels für den Monat Mai fast zum Verhängnis, als ich erst kurz vor dessen Modtag dazu kam, meinen Text überhaupt noch fertigzustellen und so schnell, wie es das Röhrensystem des Internets erlaubte, an dieses Blog zu übermitteln. Daraufhin gelobte ich nicht nur Besserung, sondern wurde dadurch auch an eine kleine, aber feine Modifikation für den Raum-und-Physik-Puzzler Portal erinnert, die ich vor Jahren gezockt hatte. Während Spieler dessen bereits existierende Elemente oft sehr kreativ genutzt hatten, um neue Level mit herausfordernden Rätseln zu erschaffen, hatte es schließlich immer wieder auch Versuche gegeben, außerhalb des Aperture Science Weighted Storage Cube zu denken.
Eines dieser Experimente hörte auf den Namen Chronoport, vollzog sich in einem einzigen Raum, damit es nicht den Lauf der Dinge in der übrigen Welt durcheinanderbrachte, und begann, passend zu dieser Kolumne, immer an einem Montag. Die Aufgabe des Spielers besteht hier simpel genug darin, vier drucksensible Plattformen gleichzeitig zu beschweren – das aber nur mit 1 Chrono-Würfel. Der Schlüssel zu diesem Rätsel liegt, wie zu erwarten war, in der Möglichkeit, mithilfe einer freundlicherweise schon zur Verfügung gestellten Maschine jeweils 24 Stunden in der Zeit nach vorne und zurück zu reisen.
Das Video unter diesem Text zeigt dabei, dass die Lösung des vom Spiel gestellten Problems eigentlich ganz einfach ist, was aber auch nicht die Faszination der Mod ausmacht. Denn wie bei Portal geht es nicht darum, ob am Ende wirklich eine Torte wartet, sondern um das Spiel mit einem mathematischen Modell, das es einem hier erlaubt, die theoretischen Möglichkeiten und Grenzen der Chronoportation, also des Reisens durch die Zeit, zumindest virtuell praktisch zu erforschen und den dabei entstehenden Anachronismen und Paradoxien auf den Grund zu gehen. Was würde etwa geschehen, wenn man ein Objekt aus der Zukunft in die Vergangenheit bringen könnte, um dann eine frühere Version dieses Gegenstandes in der Vergangenheit zu zerstören, was einen im Endeffekt ja daran hindern sollte, das Objekt überhaupt jemals aus der Zukunft holen zu können? Würden sich dadurch verschiedene Zeitlinien ergeben, was für die Existenz von Paralleluniversen spräche (vielleicht auch unter anderem ein Universum, in dem Duke Nukem Forever schon nach kurzer Entwicklungszeit pünktlich fertiggestellt wurde?)?
Fragen über Fragen, die Chronoport aber natürlich nur bedingt beantworten kann, da es sich bei der veröffentlichten Version der Mod damals nur um einen Versuchsballon handelte, auf den leider keine weiteren Episoden mehr folgten. Selbst der Prototyp lässt aber schon das Potenzial erahnen, das ein solcher Gameplay-Mechanismus für Puzzles in einem Spiel wie Portal haben könnte. Am Ende bleibt die ebenso banale wie wichtige Erkenntnis, dass man aus jeder Zeit etwas mitnehmen sollte und sich vor allem auch von noch ausstehenden Versuchsreihen nicht davon abbringen, einen Text zu beenden – in diesem Sinne: Let's Play