#stayathome 04: Kingdoms & Castles

Zu Hause bleiben und trotzdem andere Welten bereisen? Diese Serie will auch Neueinsteigern einen Weg zu den Welten hinter dem Bildschirm zeigen - ein Reiseführer in die Welt der Videospiele, für Menschen mit und ohne Kindern. Diesmal warnt Rainer Sigl vor Zeitverlust.

Aufbaustrategiespiele sind nicht unbedingt ein Kinderspiel. Auch wenn sie niedlich aussehen, werden sie schnell komplex und verkommen so hin und wieder - sorry, Fans - zu grafisch aufgepeppten Buchhaltungsaufgaben mit Optimierungszwang. Wer sich also vielleicht mit seinem Nachwuchs an einem verregneten - oder aber: strahlend schönen - Nachmittag vor den Monitor sitzen muss, läuft Gefahr, mit Skylines, den Siedlern oder Anno vielleicht kurzfristiges Interesse zu wecken, aber auf Dauer ist das eher nichts für die gemeinsame Beschäftigung.

Da kommt Kingdoms & Castles gerade recht. Das Aufbauspiel im blockigen Voxel-Look lässt uns mit einem einzigen Burgturm beginnen und daraufhin zum Architekten eines Dorfs, einer Kleinstadt bis hin zur mittelalterlichen Metropole werden. Das Spiel ist dabei trotz seines minimalistischen Looks durchaus komplex, aber niemals zu kompliziert. Vor allem, weil man es sich so einfach oder schwer machen kann, wie man will.

Im vollständigen Kampagnenmodus ist es nicht nur nötig, seine Stadt zu errichten und die Versorgung sicherzustellen, sondern man hat sich auch gegen viele Gefahren zu verteidigen: Da gibt es Räuber, feindliche Heere und sogar Drachen, die die eigene Stadt bedrohen. Am anderen Ende der Schwierigkeitsskala ist der Sandbox-Modus, in dem es keine Herausforderungen gibt und in dem ich wie auf dem Reißbrett meine Traumstadt mit riesiger Burg, großer Stadt und mächtigen Befestigungsanlagen hochziehen darf, ohne auf Ressourcen oder gefahren achten zu müssen.

Ich habe beim Spielen mit meinem fast siebenjährigen Sohn den Mittelweg gewählt: Wohl mussten wir klug planen und bauen und auf die wachsende Anzahl von Ressourcen achten, die meinen schrittweisen Ausbau begleiteten. Ohne Holz kann man eben kein Haus bauen, ein Steinbruch liefert Material und bevor ich eine Schatzkammer errichtet habe, kann ich eben keine Steuern einheben. Meine Bewohner wollen essen, also muss ich Felder, Fischereiflotten und Schweinefarmen bauen. Hin und wieder bricht ein Feuer aus, einmal sorgte sogar ein Aufflammen der Pest für eine (zum Glück kurze) Winterkrise.

Feinde haben wir allerdings in unserer Partie keine zugelassen. Wir wollten eben beide nicht immer wieder gegen Angreifer kämpfen müssen, oder riesige Verteidigungsanlagen bauen. Wir wollten ein Dorf zum Städtchen zur Stadt werden lassen; das ist schon Herausforderung genug, denn Stress soll der unter der Haube erstaunlich vielschichtige Aufbau nicht mehr als nötig machen. Kingdoms & Castles ist erstaunlich komplex und zugleich so freundlich, dass man es gemeinsam mit großer Begeisterung spielt; und der Sandkastenmodus ist überhaupt so etwas wie der Mittelalter-LEGO-Baukasten für groß und klein. Ein kleines, großes Spiel für jeden.

Kingdoms & Castles ist für Windows, Mac und Linux erschienen.

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