VGT goes GameStandard: Best of Indie November 2013

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1218Paper Sorceror

Die monatliche Kooperation mit dem GameStandard zeigt wieder ein Best-of der schönsten Indie-Games-News.

Dass hierzulande schlaue Köpfe sitzen, die die schlampig optimierten Konsolenportierungen für PCs ordentlich ausbessern, war erst diese Woche andernorts Thema; dass Österreich auch in Sachen Indie Heimat einiger Ausnahme-Entwickler ist, sollte natürlich besonders in dieser Kolumne nicht auf ewig unbesprochen bleiben. Die Platzbeschränkung im GameStandard auf einige wenige "Beste" aus der inzwischen fast unüberblickbar gewordenen Auswahl an Indie-Perlen täuscht ein wenig darüber hinweg, dass sich in der Alpenrepublik zwar kaum große Entwickler niedergelassen haben, dafür aber eine beeindruckende Anzahl an unabhängigen Kleinstudios ansässig sind.

1211Ludwig

Eine Aufzählung aller Local Players kann nicht die Aufgabe dieser Serie sein, vielleicht aber eine winzige Auswahl an lokalen Indie-Neuigkeiten: Österreichs Parade-Indie-Studio Broken Rules ist in der Folge des Wii-U-Launchtitels (!) "Chasing Aurora" mit seinem wunderschönen "Secrets of Raetikon" zwar beim Alphafunding nicht so erfolgreich gewesen wie erhofft, doch sollte einem Release früh nächstes Jahr nichts im Wege stehen; das vielfach ausgezeichnete österreichische Physik-Lernspiel "Ludwig" hat nicht nur vor kurzem den renommierten World Summit Award der Vereinten Nationen eingeheimst (!), sondern wurde auch für Steam Greenlight freigeschaltet; die Grazer Greenheart Games sorgten jüngst mit "Game Dev Tycoon" und dessen originellem Kopierschutz in den Medien für Aufsehen; und das renommierte Spieleindustrieblog Gamasutra widmete anlässlich des Subotron-Besuchs von Mike Rose der Wiener Indie-Szene ein eigenes Spotlight.

Die Szene blüht und gedeiht also - und das natürlich nicht nur hierzulande. Auch im November verbreiterte sich der Indie-Katalog über die Plattformen: Das ehemals XBox-exklusive "State of Decay" steht zum Beispiel ab sofort auch für Windows zum Download bereit, und das grandiose Audio-Experiment "Proteus" ist im Gegenzug auf Sonys Konsolen PS3 und Vita gewandert.

Die folgenden Titel verkürzen Indie-Freunden die Wartezeit bis Weihnachten - hier sind die interessantesten Indie-Neuzugänge des Monats:

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Desktop Dungeons (Windows, Mac, ca. 12 Euro)

Vorsicht, nicht täuschen lassen! "Desktop Dungeons" sieht vielleicht niedlich aus, bietet kurze Kerkerausflüge im Mittagspausenformat und lullt Anfänger mit scheinbar einfachem Spielprinzip ein. Hinter dieser Fassade allerdings lockt ein Spiel, das mit erstaunlicher strategischer Tiefe, knochenhartem Schwierigkeitsgrad und bemerkenswertem Abwechslungsreichtum überzeugt. Ganze drei Jahre haben sich die südafrikanischen (!) Entwickler aus Kapstadt Zeit gelassen, ihr - immer noch frei zugängliches - Freeware-Spiel in aufpolierter Form und mit erweitertem Umfang neu als Kaufversion aufzulegen, doch das Warten hat sich gelohnt: Wer nur entfernt Interesse an strategisch interessanten Puzzle-Rogue-likes aufbringen kann, wird sich im trügerisch simplen, aber gnadenlos originellen Gameplay dieses kleinen, aber gemeinen Spiels verlieren. Ein paar kleine Tweaks, und aus dem endlos bekannten Rogue-like-Prinzip des Abgrasens zufallsgenerierter Monsterkeller wird ein knackiges Puzzle-Rollenspiel, für das man auch mal um die Ecke denken muss. Und ein Blick ins Wiki des Spiels zeigt: Auch nach mehreren Stunden Spielzeit hat man erst an der Oberfläche gekratzt. Höchste Empfehlung: An Originalität und Suchtpotenzial kann es dieses Rogue-like-like mit dem spielerisch unterschiedlichen, aber ebenso faszinierenden letztjährigen Indie-Darling "FTL" locker aufnehmen.

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Luxuria Superbia (Windows, Linux, Mac, iOS, Android, Ouya, 3 bis 5 Euro)

Die belgischen Entwickler Tale of Tales sind Garanten für außergewöhnliche Spiele an der Grenze zwischen Kunst und Unterhaltung. Mit "The Path" hat das Entwicklerpaar vor Jahren das Rotkäppchen-Thema zum Spiel verarbeitet, letztes Jahr entführte uns "Bientôt l'été" zu poetisch-einsamen Strandspaziergängen. In "Luxuria Superbia" geht es nun um etwas völlig anderes: Bei der psychedelischen Tauchfahrt ins Innere einer Blume ist es Aufgabe des Spielers, durch forschendes Berühren, Antippen und Streicheln der floralen Umgebung, nun ja, bei der jeweiligen Blume für ein ekstatisches Gefühl der Befriedigung zu sorgen. Klingt versaut? Tatsächlich ist das Spiel der Belgier ein überaus humorvolles, spielerisch simples, aber konzeptionell ungemein originelles Experiment, das mit seinen Spielern flirtet und durchaus die Frage aufwirft, welches Verhältnis wir zu unseren geliebten Gadgets haben. Besonders in den Versionen für Touchscreens ist "Luxuria Superbia" ein überaus gelungenes Spiel mit nicht gerade oft in Games behandelten Themen wie Initimität und Fetischismus. Und das völlig jugendfrei und mit sympathischem Witz - allein das macht diese spielerische Behandlung des Themas Nummer eins bemerkenswert.

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Device 6 (iOS, ca 3 Euro)

Die Schweden Simogo sind Garanten für Abwechslungsreichtum: War "Year Walk" zu Beginn des Jahres eine faszinierende Reise in die schwedische Mythologie, entführt uns "Device 6" in ganz andere - literarische - Welten. Gestrandet auf einer mysteriösen Insel, erforschen wir diesen geheimnisvollen Ort optisch einzigartig durch just den Text, der ihn uns beschreibt - ein Experiment mit Text und Interaktivität, wie es schlicht in dieser Art und Weise zuvor niemals unternommen wurde. Klingt spröde? Ist es ganz und gar nicht - schon das hinreißende Intro zeigt, dass hier nicht altbekannte "Interactive Fiction" behübscht werden soll, sondern etwas völlig Neues versucht wird. Dem enthusiastischen Lob des US-amerikanischen Atlantic, mit "Device 6" würden sowohl Verlagswesen,Literatur als auch Games revolutioniert, mag man realistischerweise vielleicht nicht ganz zustimmen, aber es ist dennoch höchst bemerkenswert, mit welcher Stilsicherheit die Schweden hier Sixties-Style, originelles Interface, hinreißende Musik und wirklich überraschendes Gameplay zu einem souveränen Ganzen verbinden.

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Paper Sorceror (WIndows, 3,50 Euro)

Nostalgiker und Freunde des außergewöhnlichen Grafikstils, aufgepasst: "Paper Sorceror" belebt das Genre des rundenbasierten Rollenspiels à la "Bard's Tale" oder "Might & Magic" wieder und verbindet es mit hinreißend stylischem Schwarz-Weiß-Look in zu einer humorvollen, aber durchaus herausfordenden Hommage an die goldenen Tage der Spiele-Frühzeit. Als legendärer Oberbösewicht einer generischen Fantasywelt findet man sich gemeinsam mit allerlei Monstern in ein magisches Buch verbannt und ist in dieser charmanten Melange aus Adventure und nicht ganz unkniffligem Rollenspiel mit happigen Kämpfen auf der Suche nach dem Ausgang. Während die Bewegung in dieser grafisch minimalistischen, aber beeindruckenden Scherenschnittwelt wie in jedem aktuellen FPS vonstatten geht, sind die Kämpfe ganz klassisch rundenbasierte Rollenspielkost - eine recht spezielle Mischung, die aber überraschend sympathisch ist. Wer dank "Legend of Grimrock" dem Charme längst vergessen geglaubter entstaubter Spielprinzipien verfallen ist, kann zu diesem Freundschaftspreis bedenkenlos zuschlagen - alle anderen können im Web probespielen.

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King Arthur's Gold (Windows, ca. 8 Euro)

Multiplayer-Chaos in 2D: Die Macher des legendären "Soldat" zeigen mit dem kürzlich endlich erschienenen "King Arthur's Gold", dass es zum ekstatischen Multiplayer-Irrsinn weder 3D noch F2P braucht. Aus der "Terraria" ähnlichen 2D-Seitenansicht bekriegen sich zwei Fraktionen zu jeweils maximal 16 Spielern in immer haarsträubender werdenden Mittelalterschlachten. Belagerungswerkzeuge, kreative Verteidigungsbauten, berserkerhafte Kamikazeangriffe und akrobatische Selbstmordmissionen vermischen sich zu unnachahmlich komischen Erlebnissen - wer sich je nach einer Mischung aus dem Freeform-Sandkasten von "Minecraft" und "Terraria" und dem  fröhlichen Team-Massaker von "Team Fortress" gesehnt hat, findet in "King Arthur's Gold" sein Nirwana. Witzig, komplex, rasant - kein Wunder, dass Multiplayerspiele auch wegen der immer wieder dabei abfallenden haarsträubenden Erfahrungsberichte aus dem Kampf Mensch gegen Mensch so populär sind.

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Nichts dabei? Ebenfalls neu im November ist ein weiteres Rogue-like-like für elegante Masochisten mit Faible für 2D-Metroidvania-Shooter: "Risk of Rain" lockt mit zufallsgenerierten Welten und massig Abwechslung all jene, die auch mit dem harten "Teleglitch" ihren Spaß hatten, und der Early Access zum Oldschool-Arcade-Shooter "Wrack" entführt uns in im von "Borderlands" bekannten Cel-Shading-Look in die gute, alte Zeit des FPS, als der herzhafte Rocket-Jump noch wichtiger war als regenerierende Gesundheit und Killstreaks. Mit "Redshirts" schließlich wartet eine originelle Social-Media-Simulation im Weltraum auf Spieler, die den aus "Star Trek" bekannten totgeweihten "Rothemden" beim Pflegen ihrer Facebook-Kontakte behilflich sein wollen - schräg, aber unterhaltsam. 

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