Was man spielen soll: Lifeless Planet
Keine Reviews, aber: Wir sagen ab sofort, was man spielen soll.
Was: Lifeless Planet, Windows, 19,99 €
Lifeless Planet ist ein Exploration-Abenteuer mit sanften Sprung- und Puzzle-Einlagen. Auf einem scheinbar leblosen Planeten gestrandet, durchqueren wir als gottverlassener und todgeweihter Astronaut ohne Chance auf Rückkehr zur Erde mysteriöse und zum Teil atemberaubende Einöden. Die sich dabei entspinnende Geschichte überrascht mit interessanten Wendungen und Originalität.
Wie:
Auf den ersten Blick sieht Lifeless Planet aus wie eines jener halb niedlichen Spiele für ganz junge Spieler: Unser trügerisch klein aussehender Astronaut stapft wie ein Spielzeugmännchen anfangs ohne nennenswerte Herausforderungen über die Planetenoberfläche. Beinahe wartet man darauf, eines jener aus Pixar-Filmen bekannten knuddeligen grünen Alienmännchen zu treffen. Doch weit gefehlt: Mit überraschender Ernsthaftigkeit breitet David Board in seinem Erstlingsspiel vor unseren staunenden Augen ein hintergründiges, atmosphärisch dichtes Science-Fiction-Abenteuer auf, das vom konstanten Sense of Wonder lebt.
Das gelungene Pacing führt sanft an immer komplexere Sprungmanöver und angenehm unfrustrierende Puzzles heran, doch die Durchquerung der teils beeindruckend monumentalen Naturdenkmäler steht stets an erster Stelle. Trotz Linearität vermittelt Lifeless Planet gekonnt ein Gefühl großer Einsamkeit und eines Mysteriums, das Entdeckernaturen immer weiter vorantreiben wird.
Warum:
Das vermeintlich kleine Spiel verblüfft durch ständig wachsende Ambition und lässt uns zu staunenden Entdeckern werden. Die Reise durch die atmosphärisch beeindruckenden Wüsten, Canyons und Landschaften des leblosen Planeten ist wie eine Wanderung mit berückend schönen Ausblicken, gefährlichen Aufstiegen und vorsichtigen Querungen.
Die Motivation für diese einsame Wanderung ergibt sich nicht nur durch pure Entdeckerlust und die Freude an der atemberaubenden Schönheit von Lifeless Planet, sondern durch eine ambitionierte Story, die sich langsam enthüllt. Am Ende der Entdeckungsreise, nach über fünf bis sechs Stunden Spielzeit, bleibt die Erinnerung an die zu Fuß durchquerten Landschaften in uns wie ein Echo einer Safari. Lifeless Planet ist Videospieltourismus par excellence.
Im Verlauf unserer Tour werden die Landschaften immer spektakulärer, bunter, einfallsreicher; man bemerkt anerkennend, dass David Board sonst seine Brötchen als Designer verdient. Der tolle atmosphärische Soundtrack versetzt uns dabei in ehrfuchtsvolle Science-Fiction-Laune.
Obwohl:
Das langsame Pacing verbreitet zwar gravitätische Majestätik, strapaziert aber im Laufe der für ein "kleines" Spiel umfangreichen über fünf Stunden Spielzeit ein klitzekleines bisschen unsere Geduld. Behutsames Kürzen der einen oder anderen Sequenz im ersten Drittel hätte Lifeless Planet kaum geschadet. Auch die sattsam bekannte Unart, am Ende beeindruckender atmosphärischer Spiele noch extraknifflige Sprungpassagen anzubringen (hallo, Limbo, bonjour, NaissanceE), führt zu zusätzlicher Ermüdung. Die Roboterarm-Puzzles hingegen verdienen ihren Namen kaum, wie auch sonst 'Bring A nach B' lange Zeit der Gipfel an 'Rätseln' bleibt.
Wer seine 1337 skillz0rz trainieren will, wird Lifeless Planet wegen seines langsamen Crescendos und seiner weitgehend sanften Herausforderungen - zu Unrecht - als Walking Simulator abtun. Für diese Gruppe sei außerdem darauf hingewiesen, dass enttäuschenderweise auch überhaupt keine Knarren vorkommen. Nicht mal klitzekleine Handfeuerwaffen. Null. Nada. Menno.
Nachbarschaft
Das große Journey leuchtet uns ebenso sanft entgegen wie derSF-Klassiker The Dig und das ebenso mysteriöse Waking Mars.
Soll man?
Science-Fiction-Expedition ins Herz eines mysteriösen Planeten mit dem Ehrfurchtsfaktor eines Besuchs im Yellowstone-Park mal zwei: Wer nur irgendwie gerne in Spielen auf Reisen geht, ist Lifeless Planet einen Besuch schuldig. Eine wahre Überraschung.