Was man spielen soll: Sky Factory 3

In der Mod Sky Factory wird Minecraft auf den Kopf gestellt. Anstatt einer endlosen Welt mit pittoresken Landschaftszügen und reichhaltigen Bodenschätzen, finden wir uns in diesem Fall auf einem einzelnen Baum wieder, der mutterseelenallein in der Luft schwebt. Von hier aus müssen wir uns unsere eigene Welt erstmal zusammenbauen: Aus dem Holz des Baumes entstehen erste Plattformen im leeren Raum, sowie einige Fässer, in denen sich kompostiertes Laub in Wasser und Erde verwandelt. Erde lässt sich sieben um Saatgut und Gestein zu erhalten, was sich wiederum erst zu Schotter, dann zu Sand und dann zu Staub hämmern lässt. Staub und Wasser ergeben Ton, aus dem sich Tiegel formen lassen, in denen Gestein zu Lava verkocht. Lava und Wasser fügen sich zum Gesteinsgenerator zusammen, der nun endlos feuerfestes Baumaterial auswirft.

Die vielfältigen und teils fragwürdigen Zusammenhänge von Sky Factory zu enträtseln, macht einen Großteil seiner Faszination aus, da sich nicht nur mit jedem herstellbaren Material die eigenen Möglichkeiten potenzieren, sondern jeglicher Fortschritt im Spiel direkt an das eigene Verständnis seiner Kreisläufe geknüpft ist. Während ich auf der Suche nach Diamanten im Original Minecraft hoffen muss, beim zeitaufwändigen Tunnelbau oder in monsterverseuchten Höhlen fündig zu werden, siebe ich in Sky Factory einfach so lange zerkleinertes Gestein, bis die Klunker zu mir kommen.

Um das Gefühl des eigenen Fortschritts zu perfektionieren, lässt sich ein Großteil der repetitiven Arbeitsprozesse im Spiel mit der Zeit automatisieren, von der selbständigen Bestellung von Feldern bis komplexen Transportsystemen. Sky Factory vereint eine Vielzahl kleinerer Minecraft-Mods in sich, die von elektrischen Leitungen über Nuklearreaktoren bis hin zu Jetpacks und Kryptozoologie alle erdenklichen Ergänzungen ins Spiel einbetten. Leider ergibt sich durch dieses große Paket unterschiedlicher Mods auch eine Vielzahl an verwirrenden Doppelgleisigkeiten, wie der Tatsache, dass es im Spiel nicht weniger als dreizehn unterschiedliche Schraubenschlüssel mit unterschiedlichen Funktionen gibt.

Um sich in dieser Menge neuer Informationen irgendwie zurechtzufinden gibt es immerhin kleinere Hilfestellungen, wie der Möglichkeit per Suchfeld direkt im eigenen Inventar die Datenbank möglicher Crafting-Rezepte zu durchforsten. Zu speziellen Themen wie Schaltkreisläufen finden sich zudem bei Spielbeginn Anleitungen in Buchform im eigenen Inventar, die idealerweise bald an einem sicheren Ort verwahrt werden. Als Starthilfe taugen die Wälzer ohnehin nichts, höchstens das Buch der Errungenschaften, das gerade zu Beginn relativ detailliert auflistet welche Meilensteine auf dem Weg zum nächsten Durchbruch stehen. Auch sympathisch: die “Achievements” in diesem Buch werden nicht gesondert gemessen, sondern lassen sich manuell ankreuzen wann auch immer ich der Meinung bin, ein Ziel wäre abgeschlossen.

Sky Factory ist das perfekte Spiel um die emotionalen Auswirkungen technologischen Fortschritts im Schnelldurchlauf am eigenen Leib zu erfahren. Neue Produktionsprozesse sind anfangs ungemein spannend, verkommen aber schnell zur mühseligen Fleißaufgabe. Entsprechend groß ist dann die Freude über deren erfolgreiche Automatisierung, bis mir die Geschwindigkeit des Systems über den Kopf wächst und ich zum Zahnrad in der selbstgeschaffenen Maschine werde. In welchem anderen Spiel arbeite ich als Spieler schon an meiner eigenen Abschaffung?

Mittlerweile habe ich erfolgreich zwei Maschinen gebaut, die in mir ein Gefühl virtuellen Leistungsdrucks auslösen: Erstens ein Förderband, das Skelette und Zombies automatisch gegen stachelgespickte Wände drückt und die Gegenstände, die sie fallen lassen, in Kisten füllt, die ich nun Nacht für Nacht durchsortieren muss, damit sie nicht voll werden (und um sicherzustellen dass nicht alles wegen Creepern in die Luft fliegt. Nicht schon wieder). Zweitens ein System aus lavagetriebenen Thermogeneratoren, das automatisch Gestein zerkleinert und dabei mehr Erz aussiebt, als ich je aufbrauchen könnte.

Mit Sicherheit ließen sich diese Ressourcen in weitere Projekte leiten, die noch wesentlich mehr Rohstoffe abwerfen würden und mir dabei zugleich noch mehr Planung und Wartung abverlangen würden, aber mittlerweile stoße ich an die Grenzen meines Verständnisses was Leitungsbau und Computersysteme angeht. Sky Factory vollständig zu begreifen dürfte ein abgeschlossenes Studium der Ingenieurswissenschaften voraussetzen, aber selbst am unteren Ende seiner Komplexitätsskala herumzupfuschen gehört zu den unterhaltsamsten und unfreiwillig tiefgründigsten Dingen, die ich seit langer Zeit gemacht habe.

Autor: