Escaping the suburb of the soul: Every Day the Same Dream

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„Einst träumte Dschuang Dschou, dass er ein Schmetterling sei, ein flatternder Schmetterling, der sich wohl und glücklich fühlte und nichts wußte von Dschuang Dschou. Plötzlich wachte er auf: da war er wieder wirklich und wahrhaftig Dschuang Dschou. Nun weiß ich nicht, ob Dschuang Dschou geträumt hat, dass er ein Schmetterling sei, oder ob der Schmetterling geträumt hat, dass er Dschuang Dschou sei, obwohl doch zwischen Dschuang Dschou und dem Schmetterling sicher ein Unterschied ist. So ist es mit der Wandlung der Dinge.“ wiki

Einschlafen. Aufwachen. Einschlafen. Aufwachen. Einschlafen.

Aufwachen. Desorientierung. Langsam, langsam, das BIOS unseres Bewusstseins laden. Wer bin ich? Wo bin ich? Sich aufsetzen. In die Küche gehen, die Kaffeemaschine anschalten. Die Welt des Traums liegt hinter uns, eine mulmige Leerstelle, durchsetzt mit sich auflösenden Nebelfetzen der vergangenen Traumnacht. 

Die Hose anziehen. Eintauchen in die reale Welt, in die immer wiederkehrenden Augenblicke der Routine, des Alltags, des Lebens. Lebenszeit, die verstreicht. Wach sein. Oder?

Paolo Pedercinis für das Experimental Gameplay Project in einer Woche erstelltes Every Day the Same Dream ist eine kurze Meditation über die "suburb of the soul" des Alltags. Thema ist die Gefangenheit in einer Alltagsmaschinerie, oder vielmehr: die scheinbare Gefangenheit. Every Day the Same Dream kann als interaktives Stück etwas, was andere Medien nicht können: Es belässt die Entscheidung über das Handeln und die letztliche Aussage dem Spieler. Es wird aber auf jeden Fall dem Motto seines Entwicklerteams Molleindustria gerecht, "Radical games against the dictatorship of entertainment" zu produzieren.

 

In stylischem Schwarz-Weiß gehalten, zeigt Every Day the Same Dream auf den ersten Blick die Klischeehölle des wachen Vorstadtlebens: 9-to-5-job, der Mensch als kleines Rädchen in der alles verschlingenden Monotonie des Alltags. Die früheren Spiele des Games-Studios Molleindustria, etwa McDonald's video game, Faith Fighter und Oiligarchy, wechselten zwischen "Serious Games" und kalkulierter Provokation; Every Day the Same Dream, per Eigenbeschreibung "a short, existentialist game about the refusal of labour", ist denn auch weniger Spiel als interaktiver Selbstversuch.

Ist das das wahre Leben? Aufwachen. Anziehen. Zur Arbeit gehen. Heimkommen.

Abend. Das Licht löschen und sich im Bett zudecken. Noch einmal auf den Wecker sehen. Die Augen schließen. Die Welt des Schlafes betreten, in der wir uns, unser Leben, uns selbst vergessen. Schlafen.

Wir schlafen, und dieses Leben ist ein Traum, nicht im metaphorischen oder poetischen, sondern im tatsächlichen Sinn.
Fernando Pessoa, Das Buch der Unruhe

Dieser Text ist zugleich ein Beitrag zu Zockwork Oranges "52 Games"-Projekt, in dem pro Woche ein Text zu einem bestimmten Thema zu einem frei wählbaren Spiel gefragt ist. Thema Woche 12: Schlaf.. 

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