Fragen an einen taktischen Belagerungsshooter

Rudolf Inderst erweist uns wieder einmal die Ehre und macht sich für VGT Gedanken zu Sinn, Unsinn, Strategie und Taktik von Tom Clancy's Rainbow Six: Siege.

Nach mehrmaliger Durchsicht der bisher veröffentlichten PR-Materialien zu Tom Clancy’s Rainbow Six Siege (zuletzt die Zusammenarbeit mit dem Web-Format Game Theory ) stellen sich mir einige Fragen.

Fortifizierten sich früher Gesellen, z.B. bei einer ältlichen Stadtbelagerung, fallen mir eigentlich nur drei Gründe ein, warum sie „dieses Spiel“ wählten sollten: Erstens, man hoffte, die Chose mehr oder minder passiv aussitzen zu können, irgendwann würde sich der Belagerer die Zähne an der Festung ausgebissen haben und man würde abziehen. #Yeah! Zweitens, man hoffte, dass rechtzeitig eigene Unterstützung anrücken würde. Vielleicht bestünde dann sogar die Möglichkeit, die Angreifer taktisch klug in die Zange zu nehmen, um so aufzuzeigen, wer der #BossDerBosse ist. Die dritte Möglichkeit ist der ersten nicht unähnlich, lediglich ein wenig proaktiver: Einzelne Guerilla-Ausbrüche des Nachts könnten dem Belager nervige Nadelstiche versetzen. „Dieses Spiel“ könnte dann so lange getrieben werden, bis dieser (wie in Fall 01) entnervt abrückt (und zum Abschied noch Pestkühe über die Mauern wirft).

Was möchtest Du eigentlich sein, Tom Clancy’s Rainbow Six Siege?

Die sich Fortifizierenden hatten ein klarer Ziel – nicht heimatlos werden; ihre Strategie lautete: Heimat sichern durch Abwehr hochschrauben, um so auf Zeit spielen zu können; die taktischen Maßnahmen umfassten dabei verschiedene Dinge: grabe Burggraben [klick], bastle Schießscharte [klick], mauere Mauer [klick], installiere zweite Wasserversorgung [klick], lege Nahrungsvorräte an [klick] usw., usf.

Doch was ist das Ziel der Geiselnehmer in Tom Clancy’s Rainbow Six Siege? Ihr Algorithmus lässt sie wissen: Irgendwann wird das SWAT-Team anrücken, irgendwann geht es los! Ich muss hier raus, ich muss weg, ich muss mich in Sicherheit bringen. Doch halt! So ist das nicht geschehen. [rewind]

Wenn sich Geiselnehmer in einem Wohnhaus samt Geisel fortifizieren, kann es mehrere Gründe haben: Es wäre möglich, dass wir es nicht mit „regulären Verbrechern“ zu tun haben, sondern mit hochgradig ideologischen Akteuren, vulgo Terroristen. Ziel des Terrors ist die Verbreitung von Angst und Schrecken, die passende Strategie dazu sind nachhaltig-wirkende, öffentlichkeitsstarke Gewalttaten, eine entsprechende taktische Maßnahme könnte die Geiselnahme sein, welche von Beginn an lediglich darauf ausgelegt ist, Medieninteresse zu generieren. Je länger und spektakulärer [insert CGI] die Akteure ihr Abwehr“spiel“ spielen, desto größer wird dieses Interesse, desto mehr Öffentlichkeit schaltet sich ein und dazu. Jetzt ist der [Multiplayer] perfekt. Jetzt sind die Augen der Stadt, des Landes, der Welt auf das Wohnhaus gerichtet. Nachdem die Geiselnehmer sich fortifizierten, sich Schusswechsel lieferten, sprengen sie sich – wie es von Anfang an der Plan war – nach 12 Stunden in die Luft. [message sent]

Wie politische Akteure hat Tom Clancy’s Rainbow Six Siege die Geiselnehmer in den Trailern aber nicht gezeichnet bisher, wenn ich mich nicht irre, gab es diese Pinselstriche aber in dem eingestellten Tom Clancy's Rainbow 6: Patriots. In Siege hingegen wirken die Herren nicht wie Teile einer Weltrevolutionstruppe [if right then left; if left then right]. Denkbar ist also ein anderer Ansatz. Der Grund, weshalb die Gesellen die Profi-Fortifizierungs-HighTech-Tools [press select] haben, könnte die Lust am Katz- und Maus-„Spiel“ sein. Dann müsste man die Geiselnahme als sportliche Herausforderung begreifen. Eher als [Trophy]jagd nach Feierabend. Das Ziel ist es, das Spiel zu gewinnen. Die Strategie ist es, das gegnerische Team zu dominieren. Die taktischen Maßnahmen findest Du im [menu]. Da bleibt zwar der Geisel das Lachen im Halse und die Kugel im Kopf – VERDAMMTER QUERSCHLÄGER! – stecken, aber wir wissen ja, dass es nur Spaß war. Komm schon! Steht wieder auf – alles auf Anfang, jetzt seid Ihr mal die Bösen.

Also, was möchtest Du sein, Tom Clancy’s Rainbow Six Siege?

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