Gebannt vom Glitch

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Fehlermeldung

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Billions of organisms die every second. You have become one of them.

Hochkonzentriert und die Waffe immer auf Anschlag öffne ich die Tür und trete in den nächsten Raum. Ob es ein enger Korridor, eine große Halle oder eine weitläufige Außenlandschaft sein wird - ich weiß es noch nicht. Ich glaube zwar immer, gut vorbereitet zu sein, doch dann kommt erst recht wieder die grüne, Vogel-artige Abscheulichkeit auf mich zu und bewirft mich mit verrotteten Schleimbrocken. Oder der gut gepanzerte Mutant, gegen den ich überhaupt noch kein wirklich probates Mittel gefunden habe, schießt mich mit der MG über den Haufen.

Ich weiß noch, also ich das erste Mal eine Minigun gefunden habe. Dafür musste ich sogar zwei Sprengladungen opfern um mich zu dem Geheimareal durchkämpfen zu können, wo die wirksame Waffe lag. Ist da noch was? Ich ging ein bisschen weiter und auf einmal strömte aus einem großen, roten, rostigen Rohr eine Schar an kleinen, beängstigend schnell laufenden Mutanten auf mich zu. Die Minigun sofort geschultert, war die Brut nach ein paar peinigend lange wirkenden Sekunden zwar tot, aber es war gleichzeitig auch das Magazin leer. Verstört taumelte ich weiter durch die verlassenen Areale, wo die waghalsigen Bioexperimente einfach irgendwann ein schlechtes Ende nehmen mussten. Vielleicht finde ich zufällig den Teleporter in den nächsten Bereich, dachte ich, solange mich meine Beine noch tragen und meine Wunden mich nicht um den Verstand bringen. Nur Acht geben, dass ich im nächsten Moment nicht die Sprengladung in meiner Hand zünde anstatt den Revolver nachzuladen.

1-C ein gruseliger Trümmerhaufen, gefüllt mit grotesken Gestalten

Es hat etwas Furchtbares überlebt. In Teleglitch liegt der Horror aber nicht im Ungewissen. Zombies, die aus dem Nichts kommen; untote Wesen, deren Ursprung ungeklärt ist - das wäre zu einfach. Wir wissen schon genau, wie das passiert nicht. Vielleicht nicht so ganz genau, aber man kann die Entwicklung doch gut zurückverfolgen. In jeder der zehn Etagen liest man Informations-Logs, Eintragungen von ehemaligen Firmen-Mitarbeitern und Verhaltensanweisungen. Ich erfahre: Auf dem für wahnwitzige Experimente freigegebenen, billigen Planeten Medusa 1-C gab es für die Forschung und ihre Abgründe keinerlei Regulierung. Was möglich war und dem Konzern diente, wurde umgesetzt - einfach, weil man konnte. Jetzt ist 1-C ein gruseliger Trümmerhaufen, gefüllt mit grotesken Gestalten, deren Wesen und Wirken man nur durch Wunden und Wiederholung langsam und schmerzhaft begreifen kann.

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Teleglitch ist eine Hommage an das große Vorbild Doom, wo ebenfalls eine einzige menschliche Seele  dunkelste Abgründe ertragen musste. Die Science-Fiction haben beide Spiele gemeinsam, Teleglitch bemüht aber weniger die infernalische Metaphysik in Form diverser Höllengestalten, sondern führt alles auf eine pervertierte Wissenschaft zurück, die auch gefangen ist in einer gnadenlos überkapitalisierten Gesellschaft ohne ethische Schranken. Die Militech Corporation hat das Chaos auf Medusa 1-C angerichtet, ein Chaos, das zur immerwährenden Quarantäne des Planeten geführt hat. Einen guten Platz in der Galaxis haben wir uns da ausgesucht. Militech ist eine hochprofessionalisierte Frankenstein-Fabrik, ein Bio-Tech-Unternehmen, das aus totem organischen Material und komplexer Elektronik empfindungslose Sklaven und tödliche Kampfmaschinen schafft. Teleportation ist ein weiterer Teil der Forschung, doch die ungezügelte Erprobung diverser Ideen hat ein paar gefahrvolle Glitches entstehen lassen.

Teleglitch nimmt keine Gefangenen.

Mindestens zehn Anläufe hat es gebraucht, bis ich diese widerspenstige Welt so weit im Griff hatte, dass zumindestens das erste Level geschafft war. Teleglitch nimmt keine Gefangenen. Einmal die Munition sinnlos verschwendet, die Bombe falsch gezündet oder zwei Sekunden zu lange im Nahkampf mit den Mutanten verbracht und es liegt eine Leiche mehr in den tristen Ruinen der Forschungsstation. Der Permadeath ist unerbittlich, zwei Levels in Serie überleben fühlt sich als eine Errungenschaft an, die Bedeutung hat. Die Elemente, Gegenstände und Monster sind nach jedem Neustart gleich, der Aufbau der Räume aber generiert sich immer wieder anders.

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Bestimmte Terminals helfen mir, die Materialkisten und auch den Teleporter zur nächsten Ebene auf der Karte zu finden, doch leider sind diese Hilfen meist geschickt versteckt. Trotzdem läuft es oft wider Erwarten ganz gut und man sammelt über ein halbes Dutzend verschiedener Waffen, etwas Sprengstoff und ein bisschen Nahrung an. Der Munitionsvorrat steigt, die Lebensenergie ist in Ordnung. Aber wehe, wenn ich beim nächsten Korridor inmitten von alten Eisentrümmern hängen bleibe, während eine irre Meute an entstellten Mensch-Maschine-Scheußlichkeiten auf mich einprügelt. Kurz bevor ich tot bin, ist mir bewusst, dass es hier nie wieder jemanden geben können wird, der mir hilft. Der einzige Trost ist, dass auf diesem gottverlassenen Ort kein empfindsames Wesen jemals die mühsam zusammengesammelte Ausrüstung meiner pixeligen Leiche plündern wird.

Teleglitch ist Ende 2012 für Linux und Windows erschienen. Der Download des vollen Spiels ist auf der offiziellen Site und auf Desura für 10 Euro verfügbar, es gibt auch eine Demo. Der Autor ist zur Erstellung des Artikels gerade bis Level 5 (von 10) vorgedrungen. Seine Lieblingswaffe ist die mit der meisten Munition.

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