Modtag! Dino Smurf
Entsetzt über die Verblödung seiner Kinder durch die Fernsehserie Die Schlümpfe (engl. The Smurfs), unternimmt auch der Held des im Titel genannten Spiels einen Sprung zurück in die Zeit – allerdings nicht nur ein paar Jahrzehnte, sondern gleich in eine prähistorische Welt, in der er die Urahnen der Comicfiguren besiegen muss (darunter die inzwischen (vielleicht auch wegen ihm?) ausgestorbenen orangenen Schlümpfe!). Warum Andrew Johnson und Preston Nevins genau etwas gegen diese kleinen Geschöpfe hatten, kann und soll hier nicht weiter verfolgt werden, wichtig ist es jedoch, darauf hinzuweisen, dass das grundlegende Szenario für ihr Machwerk auf einem Spiel des Entwicklers David Schroeder basierte. Der hatte in Dino Eggs einen Helden namens Timemaster Tim auf eine ähnliche Zeitreise geschickt.
Als die beiden Schüler herausgefunden hatten, dass sie durch bestimmte Programme auf ihrem Computer Dateien öffnen und bearbeiten konnten, welche Inhalte dieses Spiels wie Grafiken und Text enthielten, war ihnen klar, dass ihr Held einen passenderen Namen brauchte. ‚Smurfbutcher Bob‘ war geboren und hatte dann später noch einen zweiten Auftritt in Castle Smurfenstein, einer Parodie des Schleichshooters Castle Wolfenstein (1981). Die Schlümpfe ersetzten hier die Nazis als Gegner und durch eine vom selben Entwickler angebotene Software war es diesmal auch möglich, die im Spiel zu hörenden Stimmen zu ‚schlumpfen‘.
Sky Smurf, eine Parodie des Flugsimulators Sky Fox, kam als Abschluss einer geplanten Trilogie aber leider nicht mehr zustande, da zum einen das College die dafür benötigte Zeit in Anspruch nahm und zum anderen die Dateien des Spiels nicht mehr so einfach in Programmen geöffnet werden konnten. Die Bedeutung solcher Tools für Modder ist dabei bis heute aktuell geblieben, gerade weil ein Zugriff auf den Quellcode von Spielen meist erst Jahre nach deren Veröffentlichung, wenn überhaupt, möglich wird. Dies bekam schon das Entwicklerstudio id Software zu spüren, als es 1992 seinen Egoshooter Wolfenstein 3D veröffentlichte. Innerhalb kürzester Zeit schrieben findige Hacker Editoren, mit denen Inhalte des Spiels geöffnet und verändert werden konnten.
Johnson und Nevins könnte man daher mit Fug und Recht als Pioniere des Modding bezeichnen, lange bevor Mods ab Doom als Datenpakete, die zusätzlich geladen wurden und nicht mehr die Originaldateien des zugrunde liegenden Spiels überschrieben, auch kulturell als eigenständige Werke wahrgenommen wurden. Wolfenstein 3D war übrigens tatsächlich eine Hommage an Castle Wolfenstein und um am Ende wieder zurück zu den Schlümpfen zu kommen: Es gab für das erstgenannte Spiel natürlich auch eine Mod namens Smurfenstein 3D. Da von dieser sowie von Dino Smurf aber leider keine Videos zu finden sind, schließt die Kolumne dafür mit Aufnahmen des Hacks Castle Smurfenstein (ab 01:40:25).
Genug geschrieben, Let’s Play: