VGT Advent #06

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Advent, Advent! Heute ergreift Kollege Christof das Wort, und wer ihn kennt, weiß, dass das mit dem "kurzen Textchen" nicht so seins ist. Umso besser für uns! Ein besonders großes Adventkalendertürchen geht auf, bitte treten Sie ein!

Es ist wieder dieser Tag im Jahr, an dem eine schwarz vermummte Gestalt sich durch die Nacht bewegt, Angst und Schrecken verbreitet, immer dort auftaucht, wo man sie am wenigsten erwartet, und derart in Mysterien gehüllt ist, dass niemand sicher sein kann, ob sie wirklich existiert: Richtig, Knecht Ruprecht ist (was viele ja nicht wissen) der europäische Vorgänger des japanischen Ninjas.

Beste Gelegenheit also, den Videogame Tourism-Adventskalender zu bereichern um die Erinnerung an einige unverzichtbare Spiele um diese mysteriösen Gestalten (Ninjas, nicht Knecht Ruprecht – obwohl ich hiermit offiziell einen Ruprecht-does-Ninjutsu-Game Jam angeregt haben möchte).

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Ein Ninja muss, so die weltläufige Weisheit, vor allem eines sein: Unsichtbar. Aber natürlich gibt es für einen guten Assassinen und Spion immer mehrere Wege zum Ziel. Das immer noch absolut empfehlenswerte Mark of The Ninja etwa schlägt die Schleichroute ein und setzt den Ninja in einem von jeder Unze Fett entschlackten Design als Stealth-Geist in Szene. Zwei andere, wenniger bekannte (und komplett kostenlose) Spiele orientieren sich hingehen an einer legendären Szene aus der ebenfalls legendären American Ninja-Reihe: Dort sahen wir, dass man einen japanischen Schleichschergen nicht mit einem Gewehr erledigen kann, weil er einer frontal auf ihn zufliegenden Kugel schlicht mit einer lässigen Pendelbewegung ausweichen kann. 

Der zweite Pfad zur Unsichtbarkeit liegt also darin, ein Blitz der Vernichtung zu werden und den Gegner in übermenschlicher Geschwindigkeit zu filetieren, bevor dessen Sehnerv überhaupt den optischen Reiz einer in Mullstoffen verhüllten Gestalt bis zum Hirn transportiert hat. Es ist, mit Verlaub, der edlere Weg, wie House of Dead Ninjas  – seit Kurzem übrigens auch in einer Deluxe-Variante als Super House of Dead Ninjas auf Steam erhältlich – erkannt hat: In einem zufallsgenerierten Haus stürzen wir uns dort wie eine klingen-, wurfstern- und bombenbewehrte Abrissbirne holterdipolter auf nichtsahnende Gegner, die innert Sekunden zu Hunderten ihr Leben lassen, blutverschmierte Marksteine auf unserem Weg immer der Gravitation entgegen. House of Dead Ninjas ist atemberaubend schnell, und eine der besten Möglichkeiten, die produktive Zeit in tausend Stücke zu zerschnetzeln.

Die zweite Empfehlung ist nicht weniger martialisch, aber sie ergänzt die reine Geschwindigkeit um eine schier widernatürliche Präzision: die halbnackten Ninjas im Freeware-Klassiker Nikujin geben sich auf den ersten Blick widerspenstig. Bis wir irgendwann die Eleganz und Brillanz verstehen, mit der sie sich bewegen – wenige exakte Bewegungen ergeben eine ungemeine Vielfalt an Möglichkeiten. Und diese braucht man, denn Nikujin ist unerbittlich: Hier sterben nicht nur die Gegner im Sekundentakt. Der Unterschied zwischen Überleben und Dahingesäbeltwerden ist einer von wenigen Pixeln, von einer ganzen Kette von relativ komplexen Inputs, die kaum Spielraum für Fehler lassen. Doch ist ein Level erst einmal gemeistert, fühlt sich kaum ein Spiel so richtig, so flüssig, so NINJA an.

Oder anders: Nikujin ist ein erkennbarer Vorgänger von Super Meat Boy – mit der Option, im Sturzflug das Katana in einem nichtsahnenden Gegner zu versenken und den Schwung auszunützen, um sich auf die nächste Plattform zu wuchten. Nikujin ist damit, rein objektiv betrachtet, gewissermassen BESSER als Super Meat Boy.

Play It. Be Ninja. Und wenn Sie sich unbedingt heute Nacht im Freien bewegen wollen -- sehen Sie sich um nach dunkelgewandeten Gestalten... falls Sie überhaupt noch dazu kommen.

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