VGT goes GameStandard: Best of Indie März 2014

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Die monatliche Kooperation mit dem GameStandard zeigt wieder ein Best-of der schönsten Indie-Games-News.

Wie immer fand im Rahmen der jährlichen Games Developer Conference GDC in San Francisco auch das Independent Games Festival statt, bei dem zum 16. Mal die IGF Awards vergeben wurden. Aufmerksamen Lesern dieser Kolumne werden die dort prämierten Indie-Titel bekannt vorkommen: Das wunderbare "The Stanley Parable", das innovative "Device 6", das erotische  "Luxuria Superbia" und "Risk of Rain" als "Best Student Game" waren alle bei Erscheinen hier in der GameStandard-Serie zu Gast. Ebenso wie der große Gewinner der diesjährigen Preisverleihung: Das düstere "Papers, Please" von Lucas Pope konnte gleich drei Preise, darunter den Seumas McNally Grand Prize der Jury mit nach Hause nehmen. Das wunderschöne "Gorogoa", Gewinner des Preises für "Excellence in Visual Art", ist noch nicht erschienen - Neugierige können sich aber schon jetzt mit einer Demo von der Schönheit dieses heiß erwarteten Titels überzeugen.

Klischeebedienung ganz am Beginn: Dass "Indie" für viele Skeptiker nach wie vor mit pixeliger Retrografik einhergehen muss, ist ein Vorurteil, das auch an dieser Stelle immer wieder mal ausgeräumt wird. Natürlich hat aber der vielerorts beliebte und nostalgisch besetzte Retrostil seine Berechtigung, doch vor allem: Wen kümmert's eigentlich, wie die Grafik aussieht, solange der Spielspaß stimmt? Mit "Luftrausers" (PS3, Vita, PC, Mac, Linux) beweisen Indie-Darlings Vlambeer, dass mit vermeintlich simpler Grafik Adrenalinstöße ungeahnter Intensität hervorgerufen werden können. Das Luftkampf-Spektakel fesselt mit hohem Spaßfaktor - wer hier hochnäsig wegen der Grafik verweigert, versäumt etwas.

 

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Und noch ein Kurztipp für Retrografik-Freunde, allerdings ganz anderer Art: Mit dem wunderschönen "Echo of the Wilds" wartet ein mystisch-meditatives Survival-Adventure-Puzzle auf Freunde melancholischer Atmosphäre.

Genug gepixelt, denn im März ist zufällig Cel-Shading der letzte Schrei: Drei der fünf vorgestellten Spiele erfreuen das Auge mit dem aus "Borderlands" bekannten Comic-Look. Hier sind die spannendsten Indie-Veröffentlichungen des letzten Monats.

 
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Betrayer (Windows, ca. 18 Euro)

Lange in Alpha, nun fertiggestellt: Das optisch einzigartige "Betrayer" ist Vorreiter einer neuen Indie-Generation, denn seine Macher stammen allesamt aus der "großen" AAA-Branche. Die Ex-Monolith-Entwickler mit Arbeitserfahrung aus "No One Lives Forever" und "F.E.A.R." haben sich mit diesem stylischen First-Person-Horror-Adventure selbstständig gemacht und schicken den Spieler ins Jahr 1604 - der GameStandard berichtete. Die Hauptrolle spielt die bewegt noch um einiges spektakulärer aussehende Grafik, die mit ihren starken Schwarzweiß-Rot-Kontrasten ordentlich Eindruck macht - wer's gern herkömmlicher mag, kann übrigens optional zu konventionellerer Farbsättigung wechseln. Die unheimlichen Ereignisse in einer mysteriös verlassenen englischen Kolonie der Neuen Welt enthüllen sich nach und nach, während man in der großen, offenen Spielewelt mit allerlei Monstern auf Tuchfühlung geht. Atmosphärischer Mystery-Horror für Spieler mit Sinn für außergewöhnliche Ästhetik und Hang zum Entdeckertum.

 
 
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Ether One (Windows, ca. 25 Euro)

Auch das Exploration-Adventure "Ether One" des kleinen britischen Studios White Paper Games sieht dank Cel-Shading und entrückter Atmosphäre nicht nur für Indie-Verhältnisse ganz wunderbar aus. Als "Restorer" ist der Spieler hier in den Gehirnen geisteskranker Patienten unterwegs, um in deren Erinnerungen nach Heilung zu suchen. Die menschenleere kleine britische Küstenstadt Pinwheel dient als liebevoll ausgestaltete Kulisse, in der man überall Spuren der ehemailgen Bewohner auffindet. Die Absolvierung der in diesen mal mehr, mal weniger bizarren Umgebungen versteckten Rätsel und Puzzles ist übrigens optional: Wer sich überfordert fühlt oder einfach die toll, leicht melancholische Atmosphäre bewundern möchte, kann der Handlung auch durch simples Auffinden der in den Kopfwelten versteckten Stoffbänder bis zum Ende folgen - ein eleganter Trick, der sicherstellt, dass die zum Teil anspruchsvollen Puzzles nicht zu Sackgassen für überforderte Spieler werden. Eine wunderschöne Melange aus den besten Elementen von "Myst", "Dear Esther" und "Gone Home".

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Tower of Guns (Windows, 13,99 €)

Doch nun: Adrenalin! "Tower of Guns" wurde im GameStandard bereits im Herbst als Hybrid aus First-Person-Shooter und Rogue-like kurz vorgestellt, jetzt ist das explosive Shooter-Erlebnis im Comic-Look fertig. In immer wieder zufallsgenerierten riesigen Kammern kämpfen wir uns mit einer riesigen Auswahl an wechselnden Kanonen gegen Armeen von Robotern durch wahre Projektilschwärme voran. Wie in "Binding of Isaac" oder "Spelunky" sorgt die immer wieder neue Kombination aus Gegnern, Powerups und Leveldesign für spannende Herausforderungen - und wer nicht erst seit "Call of Duty" Shooterspieler ist, wird sich angesichts Tempo und Spielstil angenehm an die goldenen Zeiten von "Unreal Tournament" und Co erinnert fühlen. Vorsicht ist dennoch geboten: Im Kugelhagel kommen die diversen Powerups und Waffenmodifikationen ganz recht, denn wie es sich für Roguelikes gehört, hält "Tower of Guns" seine Spieler nicht am Händchen.

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Cloudbuilt (Windows, 18,99 Euro)

Apropos Händchenhalten, apropos Geschwindigkeit, apropos Cel-Shading: Es dürfte schwierig sein, einen hübscheren Highspeed-Akrobatik-Runner zu finden als das soeben vom schwedischen Studio Coilworks veröffentlichte "Cloudbuilt". Die Grafik katapultiert die illustrativen Möglichkeiten des Cel-Shadings mit todschicken Schraffuren und beeindruckenden Konstruktionen auf ein neues Niveau. Doch für Bewunderung bleibt wenig Zeit, denn hier geht's um Speed und halsbrecherische Sprungmanöver auf im leeren Raum schwebenden Weltraumarchitekturen und Ruinen. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit und Jetpack rasen wir als futuristisches Parkour-Girl durch einzelne Rennstrecken, wo letztlich jeer Sekundenbruchteil zählt. Abstürze ins Nichts - und ja, die gibt es angesichts zähneknirschend schwieriger Teilabschnitte immer wieder - führen zu Zeitverlust. "Cloudbuilt" richtet sich an ehrgeizige Fingerakrobaten, die trotz millimetergenauer Präzisionssprünge bei Höchstgeschwindigkeit in entspannten Flow versinken können - weniger frustresistente Spieler werden angesichts haariger Herausforderungen unter Umständen öfter mal ins Keyboard beißen. Für Koordinationsprofis auf der Suche nach neuen Herausforderungen allerdings eröffnet sich ein ästhetisches Feuerwerk.

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Qvadriga (Windows, 15,99 Euro)

Zum Abschluss maximaler Kontrast: Rundenbasierte Strategie ist inzwischen ein Nischengenre, historische Simulationen auch, und als Setting die zuletzt wohl in "Ben Hur" populär abgebildeten Wagenrennen des alten Rom zu wählen, sichert dem Strategiespezialisten Slitherine mindestens den Titel "originellste Mischung des Monats". Doch nicht nur das: Die spannende Melange aus akkurat recherchierter Geschichte, Kampagnenverwaltung eines gesamten Rennteams samt Pferden, Rennkarren und Wagenlenkern und haarigen, an spektakulärer Gewalttätigkeit nicht sparenden Rennen in unterschiedlichen Zirkus-Arenen des Imperium Romanum macht trotz Simpelgrafik Laune. Im effizienten One-Click-Interface erteilen Spieler den Wagenlenkern der schnittigen Vierspänner Anordnungen für die nächsten paar Sekunden, in denen dann in Echtzeit die konkurrierenden Wagen halsbrecherisch aufeinander prallen – Auspeitschen von Pferden und Gegnern sowie spektakuläre Stürze samt nachgeschleiften Lenkern inklusive. Zufallsereignisse, ein knackiger Schwierigkeitsgrad sowie die Ambition, das gesamte Imperium samt Circus Maximus in Rom siegreich zu verlassen, motivieren Spieler mit Sinn für abwegige Spielideen garantiert. Ein antiker Bloodsport, in dem man übrigens auch zwischen rundenbasierter und Echtzeitsteuerung wechseln kann – morituri te salutant!

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Und sonst?

Die Windows-Dominanz im Indie-Sektor hält an: Konsolen, Mac und Linux haben diesen Monat leider das Nachsehen. Sowohl Xbox als auch PlayStation glänzen diesmal nicht durch besondere unabhängige Titel – ein Umstand, der sich in den kommenden Monaten ändern sollte, wenn sowohl für PS4 als auch endlich Xbox One die ersten Indie-Titel erscheinen - Daumen drücken.

Mac- und Linux-Spieler können sich aber zumindest gemeinsam mit Windows-Nutzern am ersten, hervorragend gelungenen DLC zu "Shadowrun Returns" erfreuen: Mit "Dragonfall" nähert sich das Kickstarter-Rollenspiel auch endlich den selbst gesteckten hohen Zielen an. Freunde des interessanten Mobile-Gamings seien überdies auf das melancholische "Out There" verwiesen, das auf iOS und Android die Einsamkeit des Weltraums erfahrbar macht - Joe hat euch ja schon gesagt, warum ihr das spielen solltet.

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