VGT goes GameStandard: Best of Indie Januar 2014

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Die monatliche Kooperation mit dem GameStandard zeigt wieder ein Best-of der schönsten Indie-Games-News.

Es ist so etwas wie eine kleine Renaissance: War es vor vielen Jahren noch selbstverständlich und de facto alternativlos, gemeinsam mit einem anwesenden Freund vor einem TV oder Monitor in verbissenem Wettkampf lokal gegeneinander anzutreten, ist es dank Online-Spiel und globalem Multiplayer-Boom im Internet in den letzten Jahren etwas still um "local multiplayer" geworden. Völlig zu Unrecht, wie die schleichende Rückkehr des geselligen Kräftemessens vor dem Bildschirm beweist. Für alle gilt: Blitzartige Reflexe, solides Gameplay, ein paar Freunde und Freundinnen auf dem Sofa  und eine gehörige Portion Schadenfreude und Ehrgeiz beleben so manchen öden Partyabend.

Mit dem bereits letztes Mal kurz vorgestellten "Samurai Gunn"  und "Nidhogg" sind nun nach zum Teil jahrelangem Warten zwei mehrfach auf allen möglichen Indie-Festivals ausgezeichnete Partykracher erschienen, die zuvor nur halboffiziell bei Game-Jams, Konferenzen und Indie-Gatherings für schwitzige Hände gesorgt haben. Auch der Systemseller "TowerFall" soll nach längerer OUYA-Exklusivität bald auf PS4 und Konsolen landen, ebenso wie das stylische Dogfight-Spiel "Luftrausers" der Indie-Stars Vlambeer.

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Wer - wie so oft - angesichts der angeblich ach so Indie-typischen Pixelgrafik der genannten hammerharten Multiplayer-Massakerchen verächtlich die Nase rümpft, muss diesmal gar nicht mit dem ermüdenden Hinweis auf die geniale Spielbarkeit und den furiosen Spielspaß der vermeintlichen Mickergames zum Schweigen gebracht werden, denn die unten aufgezählten Besten des Monats sind diesmal eines wie das andere auch etwas fürs Auge. Voilà: die besten - und schönsten! - Indie-Spiele des vergangenen Monats.

 
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The Banner Saga (Windows, Mac - 22,99 Euro)

Das wunderschöne "The Banner Saga" war jüngst wegen eines absurden Namensstreits mit dem Casualgiganten King in den Schlagzeilen, doch das Rollenspiel mit klassisch rundenbasierten strategischen Kämpfen verdient es, nicht nur von den Multis zürnenden Protestkäufern unterstützt zu werden. Denn Stoic Games haben mit ihrem von skandinavischen Wikingermythen inspirierten Fantasyrollenspiel ein verblüffend originelles und beeindruckend detailliertes Epos geschaffen, das es in World-Building und düsterer, erwachsener Story mühelos mit bei weitem finanzstärkeren Konkurrenten aufnehmen kann. Zusammen mit dem selten in derartiger Perfektion verwendeten Zeichentrickstil, der "The Banner Saga" mühelos zu einem der schönsten Spiele der jüngeren Zeit werden lässt, und seinem grundsoliden, von Klassikern wie "Heroes of Might & Magic" oder "Final Fantasy Tactics" entlehnten taktischen Kampfsystem kann man "The Banner Saga" als Start einer geplanten Trilogie allen Freunden anspruchsvoller Rollenspiele empfehlen, für die die Story mehr ist als nur beliebig austauschbare Fantasytapete mit den immer selben Elfen und Zwergen.

Im bereits seit einem Jahr spielbaren kostenlosen Multiplayer-Ableger "The Banner Saga: Factions" kann man sich einen Überblick zur Mechanik des Kampfsystems verschaffen, doch die Hauptrolle spielen hier ohnedies Atmosphäre und Erzählung.

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Insurgency (Windows, Mac - 13,99 Euro)

Was unterscheidet einen Indie-Team-based-Shooter von der Hochglanzkonkurrenz "Battlefield" und "CoD"? Zunächst einmal die Geschichte: Das nun als Standalone-Version erschienene "Insurgency" ist ein Mod-Klassiker. Die "Total Conversion", also Rundum-Neuerfindung in Valves Source Engine, wird seit 2002 entwickelt und liebevoll gewartet. Zum Zweiten, und das dürfte den taktischen Mehrspielershooter für einige von den Großen enttäuschte Spieler interessant machen, bietet "Insurgency" klassisch skill-basiertes Gameplay und einen hohen Grad an Realismus. Das heißt zum einen, dass auch durch wochenlanges Dauerspielen keine die Balance verändernden Upgrades, Unlocks oder "Premium"-Schnickschnack freigeschaltet werden können, und zum anderen, dass man als Teamspieler auf den staubigen Schlachtfeldern des Nahen Ostens nur mit Teamwork, Taktik und stahlharten Nerven erfolgreich bleibt.

Für alle, denen "Battlefield" zu buggy und "CoD" zu viel Teenie-Hollywoodbombast ist, bietet "Insurgency" eine perfekte Alternative.

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Secrets of Raetikon (Windows, Mac, Linux - 9,99 Euro für Early Access)

Die Wiener Lokalmatadore Broken Rules schenken uns mit "Secrets of Raetikon" etwas ganz Besonderes: ein in den mystischen Alpen spielendes Flugabenteuer mit einzigartiker Optik und besonderer Atmosphäre. Als kleiner Vogel erforscht man in perfekt gelungener Flugmechanik eine offene Welt voller Gegner, Rätsel und Geheimnisse. Schon die Meisterung der immer akrobatischer werdenden Flugmanöver ist eine wahre Freude - in diesem speziellen Fall sei auch den hartnäckigeren Verfechtern von Maus und Tastatur zum Einsatz eines Joypads geraten - und die schrittweise Erforschung der mit zahllosen liebevoll gestalteten Tieren und Herausforderungen bestückten Welt bietet Alpha-Käufern bereits einiges. Der wunderbare Grafikstil, der atmosphärische Soundtrack und ein mächtiger Editor machen "Secrets of Raetikon" schon jetzt im  Early-Access zum schönen Titel, der sich hoffentlich auch noch prächtig weiterentwickeln wird.

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The Broken Age (Windows, Mac, Linux - 22,99 Euro)

Hier ist es, das Spiel, das den Kickstarter-Hype im Indiesektor so richtig ins Rollen brachte. Adventure-Legende Tim Schafer, bekannt durch seine Klassiker "Maniac Mansion", "Day of the Tentacle", die "Monkey Island"-Reihe und "Psychonauts", konnte auf der Crowdfunding-Plattform damals unerhörte 3,3 Millionen Dollar an Vorfinanzierung aufstellen, nun ist "The Broken Age" endlich da: In klassischer Point&Click-Manier rätselt man sich mit zwei ganz unterschiedlichen Protagonisten durch zwei ganz unterschiedliche Abenteuer, die abgesehen von einer geheimnisvollen Verbindung zueinander noch etwas gemeinsam haben: Es ist in Akt eins leider recht schnell vorbei mit beiden bezaubernd animierten und in bewährter Tradition hinreißend witzigen Geschichten - der zweite, finale Akt von "The Broken Age", der das Adventure abschließen wird, soll noch heuer erscheinen.

Knüppelharte Rätselkopfnüsse sind nicht zu erwarten, stattdessen bezaubert das hervorragend mit US-Stars vertonte Spiel durch Atmosphäre und Einfallsreichtum. Möglicherweise zu leicht und zu kurz für Veteranen und mit einer sichtlich für Touchscreens voroptimierten Bedienung auch paradoxerweise für Mausspieler etwas umständlich zu bedienen, ist die Rückkehr des klassischen Point&Clicks der Marke Tim Schafer dennoch auf jeden Fall ein freudiges Ereignis. Merke: "Adventure" bedeutet "Abenteuer" - und ein solches bietet "Broken Age" sowohl seinen alten als auch hoffentlich vielen neuen, auch jüngeren Fans, die dem verstaubten Genre sicher gut tun werden.

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Stick it to the Man (PS3, Vita, Windows - ca. 13,99 Euro)

Apropos "Psychonauts": Am Ende des Jahres bereits für Sonys Konsole, jetzt auch für PC herausgekommen, ist "Stick It To The Man" irgendwie ein entfernter Nachfahr des oben erwähnten klassischen Action-Adventures von Tim Schafer, gewürzt mit einem kräftigen Schuss "Paper Mario". Dass unserem Protagonisten plötzlich eine riesige, für andere unsichtbare rosa Hand aus dem Kopf wächst, mit der er sich nicht nur akrobatisch herumkatapultieren, sondern auch die Gedanken seiner Mitmenschen lesen kann, ist nur der Auftakt zum an bizarren Ideen nicht gerade armen Kuriositätenkabinett der schwedischen Entwickler, die ihre komische Welt nicht nur grafisch, sondern auch inhaltlich mit herrlicher Eigenständigkeit zu verquerem Leben erwecken. Der 2D-Puzzle-Plattformer erreicht zwar als Jump'n'Run zwar nicht die Klasse der Genre-Kaiser und trifft mit seinem manchmal genialen, manchmal aber auch bemühten Sinn für Humor nicht jeden Zwischenton so perfekt wie der zeitlose Klassiker "Psychonauts", doch Freunde des Absurden werden trotzdem ihren Spaß an diesem abgedrehten Ausflug ins Bizarre haben.

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Und sonst?

Ein Spaziergang wie aus dem Bilderbuch - wenn das Bilderbuch von H.P.Lovecraft geschrieben wurde und die Kulisse der gerade eben stattfindende Weltuntergang ist - erwartet uns im kostenlosen Short Game "The Rapture Is Here And You Will Be Forcibly Removed From Your Home". In 20 Minuten wandern Spieler dem atmosphärisch beeindruckenden Weltuntergang entgegen - bis irgendwann heuer PS4-exklusiv "Everybody's Gone To The Rapture" des "Dear Esther"-Machers Dan Pinchbecks erscheint, kann man schon ein wenig Apokalypsenluft schnuppern.

Maximaler Kontrast, aber auch empfehlenswert: "OlliOlli" (PS Vita, ca 12 Euro) bietet erstaunlich abwechslungsreiche Skill-Tests für Skateboard-Fans in 2D, während "Glyph Quest" (iOS) ein Tipp für alle ist, die dem eher taktischen Aspekt der Match-3-Sparte verfallen sind.

Indiefreunde erwartet aber noch ein spannendes Monatsende: Sowohl das wunderschöne "The Floor is Jelly" (Windows, Mac) als auch das heiß erwartete "Octodad: Dadliest Catch" (Windows, Mac, Linux; PS4 folgt) werden am 30. Januar veröffentlicht. Ein guter Start ins neue Jahr. 

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