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Ist ein Videospiel ein Gegenstand oder ein Ort? Man könnte sagen: beides. Videospiele sind der Ort hinter dem Bildschirm, oder eher: viele Orte. Schöne, faszinierende, banale, unheimliche, außergewöhnliche. In manchen darf man einfach lustwandeln, ohne kämpfen, springen, rätseln, kurz: etwas leisten zu müssen. Man darf in ihnen spazierengehen.

Sebastian Standke und Rainer Sigl machen sich in der Serie Die Spaziergänger abwechselnd auf den Weg; diesmal geht's nach längerer Pause mit Rainer in einen nächtlichen Wald.

Der Berg an neuen Spielen wächst so rasant wie noch nie - und damit auch die Anzahl an bemerkenswerten Spielen, die im Dauerfeuer der Hypemaschinerien untergehen. Grund genug, dem allgegenwärtigen Pile of Shame zumindest ein wenig Ehre zuteil werden zu lassen und Spiele vor den Vorhang zu holen, die auch ein bisschen Fame verdient hätten - nach der Sommerpause zurück mit fast vergessenen Kleinoden, halbneuen Nischenperlen und alten Spielen, die ihr immer schon mal spielen wolltet. Im sechsten Pile of Fame steuert unser regelmäßiger Gast Andreas Inderwildi etwas bei.

Andreas Inderwildi nimmt für die Serie „En Detail“ die Lupe zur Hand und sucht in Videospielen nach denjenigen visuellen Schnörkeln, die in der Reizflut leicht untergehen können. Diesmal geht es nach Fernost.

"Immersion" ist eines dieser allgegenwärtigen Modewörter, die schon längst jeglichen tieferen Sinn verloren haben. Doch wenn man durch die Strassen der «Yakuza»-Städte schlendert könnte man seinen Zynismus der Immersion gegenüber fast vergessen. Lebhafte und authentisch wirkende Städte, die realen Orten nachempfunden wurden, sind schon lange Markenzeichen der «Yakuza»-Serie. «Yakuza 6» ist hier keine Ausnahme und bietet einiges an Abwechslung. Von den vertrauten, neon-beleuchteten Strassen Kamurochos, über das winzige aber vor Details strotzende China-Viertel, bis hin zum verschlafenen Küstenstädtchen Onomichi bietet «Yakuza 6» immens detaillierte urbane Welten, die für virtuellen Tourismus und Fotografie wie geschaffen scheinen.

Gastautor Peter Klement war beim Bund. Doch statt der üblichen Erlebnisse, wie Spind- oder Maskensaufen, musste er als Kanonenfutter im strategischen Gefechtsübungssimulationssystem SIRA herhalten und das nur weil er Abi hatte. Dafür dürfte er einen Science-Fiction-Klassiker nacherleben, mit einigen Abweichungen. Eine unzuverlässige Nacherzählung.

Ich kann bis heute nicht sagen, ob es eine ziemlich dumme oder eine clevere Entscheidung war mich gegen den Zivil- und für den Wehrdienst zu entscheiden. Doch weil ich einer von zwei Typen mit Abi war - und Abi bei der Bundeswehr eine ganz komische Mischung aus Adelsbrief und Arschkarte ist, hatte ich das Privileg einige spannende Erfahrungen machen: Den Hochwassereinsatz 2002, auf einem Empfang der Staatskanzlei mal Stoiber die Hand geben und drei Mal hintereinander Ulm einnehmen, bis es mir die Übungsleiter verboten.

Gastautor Christopher Lukman über eine Kindheit zwischen Real und Virtuell.

Ich hatte Phasen, da war ich wie verschwunden, entwischt in Pixelwelten und mit einer Taschenlampe unter meiner Decke. Meine Mutter kaufte mir zur Einschulung meinen ersten GameBoy. In meiner allerersten Schulstunde saßen alle Kinder mit der Lehrerin im Kreis, meine Mutter ging aus dem Raum und ich fing an zu flennen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass sich in meiner Schultüte das so sehr begehrte Gerät mit der roten Pokémon-Edition verbarg. Also flennte ich und flennte ich. Auf einmal in einem Kreis mit vielen anderen Kindern zu sitzen, hielt ich einfach nicht aus. An fremde Menschen war ich nicht gewöhnt und nicht vor ihnen wegrennen zu können, machte die Sache nicht besser. Ich weiß noch, dass die Lehrerin nach meinem Namen fragen wollte, ich aber so Schiss vor ihr hatte, dass ich Augen und Mund zusammenkniff, mir auf beiden Wangen Tränen runterrollten und ich mir sagte: „Jetzt nur nicht nachgeben… sobald sie weg ist, kannst du die Augen wieder öffnen.“

Der Berg an neuen Spielen wächst so rasant wie noch nie - und damit auch die Anzahl an bemerkenswerten Spielen, die im Dauerfeuer der Hypemaschinerien untergehen. Grund genug, dem allgegenwärtigen Pile of Shame zumindest ein wenig Ehre zuteil werden zu lassen und Spiele vor den Vorhang zu holen, die auch ein bisschen Fame verdient hätten - auch diesmal wieder mit fast vergessenen Kleinoden, halbneuen Nischenperlen und alten Spielen, die ihr immer schon mal spielen wolltet. Im fünften Pile of Fame haben wir den ehrenwerten Marcus Richter AKA monoxyd dazu gebracht, statt in ein Mikrofon in eine Textverarbeitung zu sprechen.

Ist ein Videospiel ein Gegenstand oder ein Ort? Man könnte sagen: beides. Videospiele sind der Ort hinter dem Bildschirm, oder eher: viele Orte. Schöne, faszinierende, banale, unheimliche, außergewöhnliche. In manchen darf man einfach lustwandeln, ohne kämpfen, springen, rätseln, kurz: etwas leisten zu müssen. Man darf in ihnen spazierengehen.

Sebastian Standke und Rainer Sigl machen sich einmal monatlich in der Serie Die Spaziergänger abwechselnd auf den Weg; diesmal wandert Sebastian durch eine filmische Welt.

Andreas Inderwildi nimmt für die Serie „En Detail“ die Lupe zur Hand und sucht in Videospielen nach denjenigen visuellen Schnörkeln, die in der Reizflut leicht untergehen können. Im zweiten Teil besuchen wir Indien.

Man mag ja den Uncharted-Spielen vieles vorwerfen können, doch angesichts ihrer optischen Wucht kann einem die Kritik leicht im Hals stecken bleiben. So flach und uninteressant sie spielerisch auch sein mögen, so faszinierend und bestechend sind ihre Landschaften und architektonischen Gebilde – und besonders auch jene feinsten Details, die man in der Hitze des Abenteuers so leicht verpassen kann, und die doch um ein Vielfaches lohnender sind als das tausendste Feuergefecht. Das gilt ganz besonders für Lost Legacy, in dessen farbenfroher Interpretation der indischen Westghats wir eine schwindelerregende Fülle von Kunstobjekten aller Art antreffen, die bei genauem Hinsehen nur noch beeindruckender erscheinen.

Eigentlich für den Pile of Fame gedacht, aber jetzt doch ein “Was man spielen soll”.

Manchmal begegnet man Spielen, die eigentlich um Erlaubnis bitten müssten, bevor sie Platz nehmen in der Nische, die man selbst schon seit Jahren bewohnt. Where The Water Tastes Like Wine ist so ein Spie für mich: eine ausufernde Liebeserklärung an die amerikanische Folklore. Ach, drehen wir das Agalliao-Tron gleich auf Anschlag und nennen das Kind beim vielfältigen Namen: Where The Water Tastes Like Wine ist eine Hymne nicht nur auf das Erzählen, sondern auch auf das Zuhören, eine Auseinandersetzung mit dem tausendfachen Ineinandergreifen von Sagen, menschlichen Tragödien, Mythen, Alltagstratsch, Tall Tales, Biographien, Witzen, Urban Legends und der Sprache der Landschaft.

Wenn ein Geek mit großer Klappe in raschen Schritten zum Internet-Star wird, gibt es viele Fallen, in die er tappen kann. John Bain ist in einige von ihnen getreten und hat sich durch Überforderung und Selbstgerechtigkeit selbst in ein Out manövriert, das er eigentlich nicht verdient hat. Eine Analyse, anlässlich des frühen Todes von TotalBiscuit.